Austellung – ‚Gefährliche Orte‘ abschaffen!
Seit 2016 werden Teile St. Paulis als ‚gefährliche Orte‘ stigmatisiert. Diese kriminalpolitische Konstruktion erlaubt der Polizei verdachtsunabhängige Kontrollen durchzuführen. Sie öffnen Tür und Tor für rassistische Polizeigewalt u.a. in Form von rassistischem Profiling. Täglich werden in St. Pauli eine Vielzahl Schwarzer Menschen und Menschen of Color von einer polizeilichen Sondereinheit, der sogenannten ‚Task Force Drogen‘, kontrolliert, kriminalisiert und schikaniert. In diesem Sinne ist St. Pauli tatsächlich gefährlich, und zwar wegen der Polizei.
In dieser Ausstellung wird die Konstruktion der ‚gefährlichen Orte‘ jedoch umgekehrt und stattdessen werden jene institutionellen Orte markiert, die für viele Menschen Gefahr bedeuten: Orte staatlichen Gewahrsams, der Inhaftierung und Bestrafung z.B. das Polizeikommissariat 15, die Hamburger Justizvollzugsanstalten sowie Geographien rassistischer Grenzpraktiken wie das Abschiebegefängnis am Hamburger Flughafen.
Insbesondere rassifizierte, geflüchtete, prekär lebende Menschen, Menschen in psychischen Krisen und andere marginalisierte Personengruppen sind in ihrem
Alltag von institutioneller Gewalt betroffen. ‚Gefährliche Orte‘ wie die beschriebenen können als Orte der Zuspitzung dieser Gewalt verstanden werden. Todesfälle von Menschen in Gewahrsam sind hierbei die letzte Eskalationsstufe.
Über den Umweg Raum können soziale Probleme verschleiert, jedoch auch aufgedeckt werden. So markiert die Ausstellung Orte, die dominanzgesellschaftlich als sicherheitsherstellend imaginiert werden, als räumliche Manifestationen struktureller Gewalt. Darüber soll das hegemoniale Sicherheitsnarrativ in Frage gestellt und angegriffen werden.
Die Gewalt, die ‚gefährlichen Orten‘ inhärent ist oder an ihnen passiert, bleibt oftmals ungehört. Die Ausstellung möchte daher gelebte Geschichten und Wissen von Menschen, die an diesen Orten rassistische Gewalterfahrungen machen mussten, sichtbar machen und dazu einladen, darüber miteinander ins Gespräch zu kommen.
Installation:
Die Ausstellung ist als Open-Air-Ausstellung auf Bauzäunen konzipiert. Sie kombiniert Fotografien und Begleittexte mit Ausschnitten aus Gesprächen mit Menschen, die an den abgebildeten Orten Gewalzt erleben mussten. Wir laden dazu ein, die ‚gefährliche Orte‘ und damit verbundene Geschichten kennen zu lernen.
Wichtige Hinweise:
CN: Die Begleittexte und Zitate enthalten explizite Schilderungen von rassistischer Diskriminierung, Polizeigewalt, Abschiebung und Tod in Gewahrsam.
Unser Dank gilt den Menschen, die mit uns im Rahmen von Interviews und informellen Gesprächen ihre Erfahrungen und ihr Wissen geteilt haben. Ohne ihr Vertrauen wäre diese Ausstellung nicht möglich gewesen. Zum Schutz vor weiterer Kriminalisierung und Repression wurden ihre Namen in den Zitaten geändert.